Der Kultur & Heimatverein und Heinrich Zille

 

Der Kultur- und Heimatverein und Heinrich Zille


Am 9. August jährt sich der 94.Todestag Heinrich Zilles.
Kein ganz rundes Jubiläum, aber es lohnt sich immer wieder, an den berühmten Maler und Zeichner aus Radeburg zu erinnern.
Mehr als 2000 Menschen folgten 1929 seinem Sarg.
Sie zollten einem Radeburger in Berlin die letzte Ehre, einem Künstler, der mit Augenzwinkern den bitteren Realismus der Großstadt Berlin darstellte – Menschen, die gescheitert waren oder nicht einmal die Chance hatten zu scheitern, ihren sozialen Abstieg, ihr Leben in Armut und Elend.
„Als ich anfing, war es ein großes Risiko, arme Leute zu malen. Damals koofte keen Hammel so was – nich mal der Majistrat.“
In der Wintersaison 1924/25 kam die „gehobene“ Gesellschaft Berlins auf die Idee, das soziale Umfeld, das der nun längst berühmte Künstler zum Thema hatte, mit einem „Hofball bei Zille“ zu übernehmen. Zille hatte sein Einverständnis dazu gegeben, sich das aber anders vorgestellt: „Das sollte ein Volksfest sein! Ein richtiges Volksfest. Sie aber machen eine Champagnerpropaganda daraus!“
Auf alle Fälle trugen die Zille-Bälle dazu bei, dass Berlin und die Zillefiguren als Einheit für diese Zeit gesehen werden, Zille-Bilder sehen und Berlin denken und umgedreht; der Radeburger Zille - ein Synonym für Berlin.
1928, zu Zilles 70. Geburtstag, sandte der Stadtrat Radeburgs einen Glückwunsch. Auf den antwortete Zille erst ein Jahr später, schon todkrank. Aber über die Glückwünsche zweier Radeburgerinnen freute er sich so, dass er gleich antwortete. Die beiden Töchter des Bäckermeister Tenner hatten ihm Erinnerungen an gemeinsame Kindheitstage geschrieben. Manches stimmte sicher nicht, aber Zille freute sich sehr. Ihm fielen Erlebnisse aus Radeburger Zeit ein: dass er mal mit einer von ihnen weit aus der Stadt hinausgelaufen sei, einmal im Haus die Stiege herabgefallen war, die Schulter verrenkt hatte und nur dank der Hilfe des Schäfers, der sie einrenkte, nicht krumm wurde.
Heinrich Zille lebte nur etwa 3 ½ Jahre in Radeburg.
Es lohnt sich, auch an nicht ganz runden Gedenktagen an den bedeutendsten Sohn unserer Stadt zu erinnern, in dessen Bildern und Zeichnungen so viel Menschlichkeit steckt.



Bürgermeister Dieter Jesse und Kurt Georg am Grab Heinrich Zilles 

anlässlich  einer Fahrt nach Berlin mit dem Kultur- & Heimatverein